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- Erstellt am Freitag, 03. Mai 2013 19:19
- Geschrieben von Norbert Hackl
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Eingepresste Lager und zu schwache Stoßdämpfer
Norbert Hackl
02.05.2013
„Hier ist das Lager eingepresst“
http://www.youtube.com/watch?v=vbMhbWEibxM, Minute 14:46
"Hier ist das Lager eingepresst" erklärt der Fachmann in dem Video, in dem es um geplante Obsoleszenz geht. Lager einzupressen ist ein alter, bewährter Standard im Maschinenbau. Ein Fahrrad kann tauschbare, eingepresste Lager haben, aber genauso ein LKW, wo diese tauschbaren, eingepressten Lager dann mehrere Millionen Kilometer halten. Eingepresst und tauschbar ist kein Widerspruch.
Von der billigsten bis zur teuersten Frontlader-Waschmaschine, alle haben sie die Kugellager der Trommellagerung eingepresst. Und zwar ausschließlich in Metall eingepresst. Auf eine Waschmaschine zu deuten und zu sagen "Hier ist das Lager eingepresst" ist damit eine ebenso spezifische Aussage wie: "Das hier ist eine Waschmaschine." Abbildung 1 zeigt das sogenannte Lagergehäuse (Lagerbock) eines Kunststoffbottichs, in welches die Kugellager eingepresst sind. Der Teil wiegt gut zwei Kilogramm und das Material ist Stahlguss. Er stammt von einer Waschmaschine der Marke Whirlpool.
Zu schwache Stoßdämpfer?
Im Anschluss an "Hier ist das Lager eingepresst" klärt das Video den Zuseher auf: "Dazu kommt..., dass bei solchen Wegwerf-Waschmaschinen zu schwache Stoßdämpfer eingebaut sind, um die 1600 Schleudertouren auszuhalten und auszugleichen, das heißt dieses Lager wird innerhalb von zweieinhalb bis drei Jahren kaputt und kann nicht mehr getauscht werden."
Kaputte Stoßdämpfer verursachen aber nicht automatisch einen Lagerschaden. Auch nicht bei 1600 Umdrehungen pro Minute. Ich behaupte, kaputte Stoßdämpfer haben die gegenteilige Wirkung: das Trommellager muss bei kaputten Stoßdämpfern beim Schleudern kleinere Kräfte übertragen als bei intakten (bei gleicher Schleuderdrehzahl). Ich mache es mit einem Beispiel deutlich: Ich stelle zwei gleiche Waschmaschinen nebeneinander, eine mit neuen Dämpfern und die andere mit ausgeleierten. Wenn in beiden Maschinen die gleiche Menge Wäsche gleich schlecht verteilt ist, somit also die gleiche Unwucht erzeugt, dann ist bei gleicher Schleuderdrehzahl in jener Maschine mit den ausgleierten Stoßdämpfern das Trommellager weniger belastet, als in der Maschine mit den neuen. Kaputte Dämpfer lassen den Bottich zwar stärker schwingen, dieses stärkere Schwingen ist aber eine das Trommellager entlastende Ausgleichsbewegung. Die Aufgabe der Dämpfer ist, den auf Federn befestigten Bottich ohne zu starkes Schwingen durch seine Resonanzfrequenz zu bringen. Diese wird bei ca. 180 U/min zu Beginn des Schleuderns durchlaufen.
Sollten die Kugellager des Tommellagers doch kaputt werden (aus einem anderen Grund), so sind sie natürlich auch tauschbar – jedenfalls bei genau jener Maschine, welche in dem Video als minderwertig dargestellt wird.
Im Detail: es gibt sie schon, die Waschmaschinen, bei denen das Trommellager wirklich nicht mehr tauschbar ist: aber nicht, weil die Kugellager eingepresst sind (das sind sie ja bei allen Waschmaschinen), sondern weil der Kunststoffbottich geklebt oder geschweisst ist.
Solche Fälle werden häufiger, sie sind aber in dem Video weder besprochen noch gezeigt. Wenn es um die Möglichkeit des Lager Tauschens geht, so bringt es das Video nicht auf den Punkt.
Die unten zitierten Printmedien kommentiere ich mit: das oftmalige Abschreiben von Falschem macht dieses nicht richtiger.
http://derstandard.at/1348284293466/Geraete-mit-gezielt-eingeplantem-Ablaufdatum
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/493704_Es-gibt-Sollbruchstellen.html
http://www.elektro.at/_media/archive/E%26W_03-2013.pdf Seite 16
http://help.orf.at/stories/1709801/